Zur Entstehung des Buchs "Grundlagen der Improvisation"

Gedanken von Bernhard Maurer 

 

Mit dem Schreiben über Musik ist es so eine Sache: Man versucht, explizit Nonverbales mit Sprache zu beschreiben. Das Schreiben über Improvisation ist noch paradoxer, will man doch dazu noch etwas Momentanes und Unvorhersehbares festhalten oder gar planen! Kommt dazu, dass bei Music for People der Zugang zur Musik vorwiegend intuitiv ist und das Wesentliche sich weitgehend auf einer nonverbalen, spirituellen Ebene abspielt. 

Wozu also ein Buch über die Grundlagen der Improvisation von Music for People?

 

Die Improvisationsseminare von Music for People und das dazugehörige mehrjährige Weiterbildungsprogramm MLP (Musicianship and Leadership Program) wurden vor knapp 20 Jahren aus den USA in die Schweiz importiert und die Strukturen mehr oder weniger unverändert übernommen. Mit der Zeit zeigte sich, dass die Inhalte und Anforderungen für Teilnehmerinnen oft unklar waren und wenig Arbeitsmaterial zur Verfügung stand. Es entstand der Wunsch, das Material zu übersetzen, zu ergänzen und neu zu strukturieren.

 

Mit der Unterstützung des Vereins Music for People Europe habe ich mich im Herbst 2016 an diese Arbeit gemacht. Als erstes habe ich alle Techniken, Übungen, Spiele und Haltungen aus den bestehenden englischen Dokumenten und der jahrelangen Erfahrung aus den Seminaren gesammelt und in Kategorien geordnet. Daraus entstand eine Tabelle, welche einen Überblick über alle Themen bietet, sowie Hinweise auf die wei­teren Quellen von Music for People enthält. Ausserdem sind darin auf einen Blick die Anforderungen für alle Weiterbildungsstufen ersichtlich.

 

Die Kategorisierung war eine sehr spannende Arbeit. Der Versuch, Intuitives zu verbalisieren und Fliessendes festzuhalten und Prozesshaftes zu ordnen ist eine Herausforderung und bleibt immer fragmentarisch. Es folgte die detaillierte Beschreibung der einzelnen Themen und die Ergänzung mit erklärenden Fussnoten und Musikbeispielen. In unzähligen fruchtbaren Diskussionen mit DozentInnen, TeilnehmerInnen und Vorstandsmitgliedern wurde dieSammlung dann in einem monatelangen Prozess ergänzt, umgestellt und verbessert. Gleichzeitig hat André Renold intensiv an der Gestaltung gearbeitet.

 

Das Resultat ist zwar die Quintessenz jahrelanger Erfahrung und monatelanger Schreib- und Diskussionsarbeit. Dennoch ist es nur eine Momentaufnahme: Bis im letzten Moment vor dem Druck haben wir Ergänzungen und Korrekturen angebracht, und auch danach fallen mir fast täglich Sachen ein, die man anders hätte machen können oder die eigentlich auch noch in das Buch gehört hätten.

Ein Ausgangspunkt: Jede Leserin, jeder Leser wird die Inhalte unterschiedlich interpretieren und etwas Eigenes daraus machen. Das ist auch das Schöne an dieser Arbeit: Jede Idee ist nur eine Anregung, eine Möglichkeit unter vielen und kann beliebig verändert und erweitert werden.

 

So ist denn auch meine Hoffnung, dass dieses Buch möglichst vielen Menschen als Anregung dienen wird, und die darin enthaltenen Ideen auf fruchtbaren Boden fallen und fröhlich weiterwuchern, sich entfalten und verändern.

 

Bernhard Maurer, März 2018

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